24.01.2019
Rezension - Mein Tabulu – Ein Kinderfachbuch über Angst und Angststörungen







Kuitunen, Paula: Mein Tabulu – Ein Kinderfachbuch über Angst und Angststörungen, Mabuse – Verlag, Frankfurt am Main 2019

Man geht davon aus, dass etwa jedes zehnte Kind von einer Angststörung betroffen ist. Der Leidensdruck ist erheblich.


Und so ist es ein Verdienst des Mabuse – Verlages (www.mabuse - verlag.de), dass er sich der Thematik von Kindern, die mit psychisch kranken Familienangehörigen leben oder selbst Entwicklungsbesonderheiten zu bewältigen haben, seit Jahren zuwendet.


Stellt doch die Möglichkeit der Identifikation mit den Helden eines Kinderbuches einen wichtigen Baustein in der Unterstützung von Betroffenen dar.
Die Initiative Mindcolors (www. mindolino.de) macht sich für Entstigmatisierung und Inklusion von Menschen mit psychischen Erkrankungen stark.


Im Buch lernen wir die siebenjährige Tabea aus Kiel kennen. Sie kann segeln und zeichnet gern zusammen mit ihrer Freundin Comics, als der Umzug in eine andere Stadt ihre Lebenssituation gravierend verändert.


Die Illustrationen verdeutlichen für Kinder sehr gut nachvollziehbar, womit sich Tabea ab jetzt auseinandersetzen muss: es ist ihre Angst, die in Gestalt eines kleinen Kükens plötzlich auf ihrer Schulter sitzt, sie zwickt und in ihr Ohr flüstert. Tabea erstarrt und es ist ihr nicht möglich, sich in der neuen Klasse vorzustellen. Sie flieht aus der Schule und zieht sich in ihr Zimmer zurück.
Alle Versuche Tabulo – wie sie dieses Küken nennt – loszuwerden, scheitern, bis es Tabea wagt, sich zu öffnen. Sie lernt ihre Angst als Teil von sich zu erkennen. Die Darstellung des Prozesses der Akzeptanz von Tabulo gelingt sowohl im Text als auch in den Illustrationen ganz wunderbar.

Einfühlsam und verständnisvoll werden die jungen Leser in neue kritische Situationen begleitet und können lernen, dass sie mit ihrer Angst keineswegs allein sind. Die Angst der Lehrerin vor dem Autofahren oder die eines Mitschülers vor Hunden erleichtern es Tabea, mit ihrer Angst umzugehen.


Wie immer in der Kinderfachbuchreihe erhält das Leserkind die Möglichkeit etwas selbst zu gestalten und auch Hinweise auf eine Onlinegalerie, in der es seine Arbeit veröffentlichen kann.

Am Ende des Buches gibt der Diplom – Psychologe Sören Kuitunen – Paul wichtige Hintergrundinformationen zum Thema Angst und Angststörung.
Diese können es Eltern und Pädagoginnen in Kindergarten und Grundschule erleichtern, betroffenen Kindern hilfreich zur Seite zu stehen. Die Gefahr, dass psychisch Kranke gesellschaftlich ausgegrenzt und Nachteilsausgleiche nicht gewährt werden, ist nach wie vor hoch. Das Buch leistet wertvollen Beitrag dazu, dem etwas entgegenzusetzen.

 


Sybille Lenk